Termine
Literaturwissenschaftliches Kolloquium, DIE KLEINE FORM & Gespräch über Bücher

 

Mittwoch, 10.04.2013
Literaturwissenschaftliches Kolloquium
Kinder retten. Zu Stifters ‚Der Waldgänger’
Dr. Davide Giuriato (Dortmund)
18.00 - 20.00 Uhr
Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, Raum R12 S03 H20

Die 1846 erschienene Erzählung "Der Waldgänger" kennzeichnet in Stifters Werk den Anfang einer andauernden literarischen Beschäftigung mit Kindern. Wie die Lektüre dieses Schlüsseltextes zeigen wird, konzentriert sich im Motiv des Kindes eine Mehrzahl diskursübergreifender Probleme, die Stifters Texte umtreiben. Neben einer poetologischen Perspektive, die eine spezifische "Kinder-Kunst" im Übergang von den märchenhaften Vorstellungen der Romantik zu einem modernen Bild universaler Entfremdung reflektiert, bündeln Stifters infantile Gestalten eine Reihe kulturtheoretischer Überlegungen: Auf der schwer verfügbaren Schwelle zur symbolischen Ordnung veranschaulichen Kinder einen unmarkierten Raum, der dem schwierigen Prozess der Kulturation unterzogen wird und die Texte als Geschichten scheiternder oder zwanghaft gelingender Sozialisationen lesbar macht. Hier wird der Vortrag einsetzen und zeigen, dass dieses Integrationsprojekt von einem Programm gerahmt ist, das Michel Foucault mit dem Begriff der "Biopolitik" beschrieben hat. Erst in dieser Perspektive ist eine Antwort auf die Frage zu erhoffen, warum Kinder bei Stifter notorisch "gerettet" werden müssen.

Mittwoch, 17.04.2013
Gespräch über Bücher - Thema: Schulgeschichten
mit Ursula Renner-Henke, Patrick Eiden-Offe
Gast: Dr. Nacim Ghanbari (Siegen)
Richard Yates, Eine gute Schule. Roman (DVA, 19,99 €)

20.00 Uhr, Zentralbibliothek Essen, Hollestraße 3 (Gildehof)
Eintritt frei! Informationen hier!

Mittwoch, 24.04.2013
DIE KLEINE FORM
Wo arbeiten wir eigentlich? Die Bauten der UDE an der Universitätsstraße

Peter Iwers (Bauangelegenheiten)
Bibliothekssaal, Campus Essen 13.15 - 14.00 Uhr
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FÄLLT AUS Mittwoch, 24.04.2013 FÄLLT AUS
Literaturwissenschaftliches Kolloquium
Jenseits von Identifikation und Präsentation. Zur Wahrnehmung von Materialität und Zeit im Kino
Dr. Anke Zechner (Paderborn)
18.00 - 20.00 Uhr
Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, Raum R12 S03 H20

Der Vortrag muss leider ausfallen.

Im vorherrschenden Theorieparadigma wird Film meist als ein "Text" verstanden, der die Zuschauer durch kognitive Konstruktionen in seine Erzählung einwebt. Damit wird Narration als dominant gesetzt und die Frage nach der Wahrnehmung der Bilder verstellt. Darüber hinaus wird Filmwahrnehmung oft als eine Art psychischer Allmacht-Erfahrung gesehen. Das Auge des stillgestellten Zuschauers eigne sich die wahrgenommenen Dinge über zentralperspektivische Raster herrschaftlich an. Zugunsten dieser Vorstellungen wurde die leibliche Wahrnehmung der mit der Welt verbundenen Zuschauer vernachlässigt. Aktuelle Filmtheorien dagegen, die sich auf die Phänomenologie Maurice Merleau-Pontys, die Philosophie Gilles Deleuzes oder die materiellen Aspekte der Filmtheorie Siegfried Kracauers beziehen, setzten diesen Vorstellungen die elementare leibliche Sinnlichkeit der Filmwahrnehmung entgegen. In meinem Vortrag stelle ich die Frage nach dieser grundlegenden Seherfahrung im Kino. In seinem Potential einer „anderen“, herrschaftsfreien Wahrnehmung, entwerfe ich anhand von ausgewählten Filmbeispielen das Kino als einen Ort der Hingabe an die Objektwelt.

Mittwoch, 15.05.2013
DIE KLEINE FORM
Die Bedeutung von Parasiten in der Ökologie

Prof. Dr. Bernd Sures (Biologie)
Bibliothekssaal, Campus Essen 13.15 - 14.00 Uhr
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Mittwoch, 15.05.2013
Literaturwissenschaftliches Kolloquium
Das Unterrichtsgespräch über literarische Texte – neue Fragen zu alten Antworten
Prof. Dr. Thomas Zabka (Hamburg)
18.00 - 20.00 Uhr
Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, Raum R12 S03 H20

Maßgebliche literaturdidaktische Konzeptionen basieren auf der Überzeugung, dass der Dialog ein besonders geeignetes Medium der Sinnkonstruktion ist. Als Ideal des Unterrichts gilt die Verständigung über das Verstehen ohne inhaltliche Lenkung durch die Lehrperson. Unterschätzt wird dabei die Tatsache, dass in jedem Unterrichtsgespräch die Dialogfähigkeit selbst noch aufgebaut und gefördert wird. Dies ist ohne Lenkungen auf bestimmte Inhalte nicht möglich. Die unhintergehbare Asymmetrie unterrichtlicher Kommunikation lässt sich im Literaturunterricht allerdings so gestalten, dass das Gespräch zugleich gelehrt und bereits als Erkenntnismedium eingesetzt werden kann. Diese These soll im Rückgriff auf bestehende Kategorisierungen von Gesprächsimpulsen und von Lernaufgaben expliziert werden.

Mittwoch, 22.05.2013
Gespräch über Bücher - Thema: Schulgeschichten
mit Ursula Renner-Henke, Patrick Eiden-Offe
Gäste: Prof. Dr. Hans-Curt Flemming; Dr. Corinna Schlicht (Duisburg-Essen)
Judith Schalansky, Der Hals der Giraffe. Bildungsroman (Suhrkamp Taschenbuch, 9,99 €)

20.00 Uhr, Zentralbibliothek Essen, Hollestraße 3 (Gildehof)
Eintritt frei! Informationen hier!

Mittwoch, 29.05.2013
DIE KLEINE FORM
Emotionen und Moral

Prof. Dr. Neil Roughley (Philosophie)
Bibliothekssaal, Campus Essen 13.15 - 14.00 Uhr
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Mittwoch, 29.05.2013
Literaturwissenschaftliches Kolloquium
Wissenschaftskritik als negative Poetik um 1900 (Heidegger, Schopenhauer, Hofmannsthal, Johannes Jørgensen und Karl Gjellerup)
Prof. Dr. Søren R. Fauth (Aarhus)
18.00 - 20.00 Uhr
Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, Raum R12 S03 H20

Ausgehend von Martin Heideggers Vorlesung "Was heißt Denken?", gehalten 1951/52 an der Universität Freiburg, sollen Verbindungslinien zwischen den mentalen Landschaften Deutschlands und Skandinaviens in der Zeit um 1900 aufgezeigt werden. An den Beispielen der dänischen Dichter Johannes Jørgensen und Karl Gjellerup, die beide maßgeblich von der wissenschaftskritischen Ästhetik Arthur Schopenhauers geprägt waren, soll dann der Versuch unternommen werden, Hugo von Hofmannsthals "Ein Brief" in einen ähnlichen Horizont szientismuskritischer Diskurse einzubetten.

Mittwoch, 12.06.2013
DIE KLEINE FORM
Das Generationenprojekt Emscher Umbau - Urbanität und Gesundheit

Prof. Dr. Susanne Moebus (Epidemologie / Gesundheitswissenschaften)
Bibliothekssaal, Campus Essen 13.15 - 14.00 Uhr
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Mittwoch, 12.06.2013
Literaturwissenschaftliches Kolloquium
Dom und Synagoge. Kafkas Deutungsräume der Religion
Prof. Dr. Gerhard Neumann (München)
18.00 - 20.00 Uhr
Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, Raum R12 S03 H20

Kafkas Protagonisten sind in eine Orientierungskrise hineingeboren. Sie sind von Anfang an auf der Suche nach Räumen, in denen hermeneutische Strategien zur Wahrnehmung und zum Verstehen von Welt geprobt werden. Unter diesen Räumen spielen zwei religiöse Institutionen (zugleich zwei Architekturen) eine wichtige Rolle: der christliche Dom und die jüdische Synagoge. Durch die Kontamination verschiedener hermeneutischer Strategien geraten Kafkas Protagonisten in eine Orientierungsaporie, die unauflöslich bleibt. Ausführlich berücksichtigt werden das Kapitel "Im Dom" aus dem Prozeß-Roman sowie das Prosafragment "In unserer Synagoge lebt ein Tier..." aus dem 12. Tagebuchheft vom September/Oktober 1922.

Mittwoch, 19.06.2013
Gespräch über Bücher - Thema: Schulgeschichten
mit Ursula Renner-Henke, Patrick Eiden-Offe
Gast: Dr. Heinrich Bosse (Freiburg)
Frank McCourt, Tag und Nacht und auch im Sommer. Erinnerungen (btb, 9,00 €)

20.00 Uhr, Zentralbibliothek Essen, Hollestraße 3 (Gildehof)
Eintritt frei! Informationen hier!

Mittwoch, 26.06.2013
DIE KLEINE FORM
Die Komplexität der Stadt erzählen

Prof. Dr. Jens Gurr (Anglistik)
Bibliothekssaal, Campus Essen 13.15 - 14.00 Uhr
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Mittwoch, 26.06.2013
Literaturwissenschaftliches Kolloquium
Gattungsexperimente nach Opitz: Oden und Elegien im Leipziger ‚Dichterkreis‘
Dr. Dirk Werle (Leipzig)
18.00 - 20.00 Uhr
Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, Raum R12 S03 H20

Im "Buch von der deutschen Poeterey" formuliert Martin Opitz 1624 wegweisende Vorgaben für die deutsche Dichtung, an denen sich zeitgenössische Autoren in der Folge bei ihrer literarischen Produktion weitgehend zu orientieren versuchen. Diese Vorgaben sind für die Bereiche der Verslehre und Sprachgestaltung ziemlich klar und detailliert ausgeführt. Die Lehre von den Textsorten im fünften Kapitel des "Buchs von der deutschen Poeterey" dagegen enthält zur Gestaltung der einzelnen Gattungen eher knappe Angaben, die keineswegs eindeutig und erschöpfend klären, wie ein Mustertext der jeweiligen Gattung auszusehen habe. Das brachte die Leipziger Opitzianer dazu, Experimente mit den Gattungen anzustellen und in immer neuen Anläufen auszuprobieren, wie Modelle der jeweiligen Gattung aussehen könnten. Wie solche Gattungsexperimente nach Opitz aussehen konnten, wird im Vortrag an zwei Beispielen vorführen: einem Odenzyklus von Gottfried Finckelthaus und einem Elegienzyklus von Caspar Ziegler.

Mittwoch, 10.07.2013
DIE KLEINE FORM
Europäische Integration und Europapolitik: Wohin geht die Reise?

Prof. Dr. Michael Kaeding (Gesellschaftswissenschaften)
Bibliothekssaal, Campus Essen 13.15 - 14.00 Uhr
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Mittwoch, 10.07.2013
Literaturwissenschaftliches Kolloquium
Anna Blume wird hingerichtet. Rosa Luxemburg und die Avantgarde
Prof. Dr. Anke Gilleir (Leuven)
18.00 - 20.00 Uhr
Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, Raum R12 S03 H20

In den Augen vieler Schriftsteller, Künstler und Intellektueller der Avantgarde waren die Leiter des Spartakusbundes, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die leibhaftige Verkörperung der Revolution und standen für die totale Hingabe an die Befreiung von herrschenden gesellschaftlichen Zwängen. Nach dem brutalen Mord an Liebknecht und Luxemburg versuchte die Avantgarde die Revolution am Leben zu halten, indem sie ihre Kunstproduktion für die Erinnerung an die beiden politischen Protagonisten einsetzte. Mit ihrem Kampf gegen die Immortalität stießen aber jene Kunst und Literatur an ihre Grenzen, die sich durch die Absage an alle Formen traditioneller mimetischer und ikonischer Darstellung profilierten. Der Vortrag betrachtet die künstlerische (Nicht-)Darstellung von Rosa Luxemburg und illustriert, wie – abgesehen von einigen seltenen Fällen – den deutschen Avantgarden die visuellen und rhetorischen Mittel fehlten, Luxemburg als revolutionäre und intellektuelle Frau darzustellen.

Archiv der Veranstaltungen aus den vergangenen Semestern.

 

zuletzt bearbeitet am 22.04.2013